Spieglein an der Wand
Mai 25th 2008 by Ronnie in Gestalterisches, ErfreulichesSchleifarbeiten hatten ja in den letzten Wochen einen Großteil meiner Freizeitbeschäftigung ausgemacht.
Neben einem Schrank, einer Kommode, einem Regal, einem Tisch und einen alten Stuhl begab sich noch ein weiterer Patient unter meine Fittiche. Ein alter Spiegel von 1944 sollte mir nun auch noch mein unbeschreibliches Antlitz zeigen.
Dazu musste sich das alte Möbel ersteinmal von diversen Farbschichten trennen, bevor es mir sein verwittertes Echtholzfurnier zeigte.
Ich finde es unheimlich beeindruckend, wie die Schreiner ihr Handwerk verstehen. Der Spiegel besteht aus unzähligen Einzelteilen, die alle ohne Schrauben miteinander verbunden sind. Und wenn man bedenkt, dass es damals keine EDV oder CAD-Anlagen gab, sondern alles noch am Reißbrett geplant und konstruiert wurde, dann ist es umso faszinierender.
Durch den Dauereinsatz der Schleifmaschine (10 - 14 Stunden am Tag) hat sich das eh schon vorbelastete Lager völlig verabschiedet und sich fest gefahren. Also durfte ich etwas rumfriemeln und sie wenigstens halbwegs wieder zum laufen überreden.
Da der Spiegel zum Rest der "neuen" Möbel passen sollte, wurde er ebenfalls in Creme-Altweiß lackiert. Und kaum war er lackiert, hat es mir auch schon fast um das schöne Furnier leid getan. Also griff ich wieder zum Schleifpapier und entfernte die gerade trockene Farbe wieder.
Ich wollte die Krone des Spiegels etwas absetzen um wenigstens die Holzmaserung zu erkennen. Also beizte ich die Oberseite in "Nussbaum dunkel".
Doch so richtig waren wir (eher Christina) nicht zufrieden und so griff ich wieder zur Farbe. Ja, wer keine Arbeit hat, der macht sich welche. Doch so ganz ohne Kontrast sollte er dann nicht bleiben. Und so durfte ich wieder schleifen. Wenigstens der Rand sollte nach Holz aussehen.
Irgendwann muss auch mal gut sein und der Spiegel sollte ja auch seiner beneidenswerten Arbeit nachgehen dürfen:
Und nun hängt er da, wo er hin soll. Ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen: Entweder ich habe einen Knick in der Optik oder der Spiegel verzerrt ein wenig. Er macht mich zwar nicht breiter als ich ohnehin nicht bin - sondern er zeigt mich schief. Wahrscheinlich steht das Glas etwas unter Spannung.
Kein Wunder - bei der Aufgabe, die er hat :-)